Not safe – Bericht unserer Vernetzungstreffen zum Thema Afghanistan

Bereits zum zweiten Mal haben sich gestern Geflüchtete, Unterstützer*innen und Vertreter*innen verschiedener Organisationen getroffen, um über das Thema „Afghanistan – Not safe“ zu sprechen. 

Wir berichten hier von den Treffen und den Inhalten. Über neue Gesichter freuen wir uns auf jedem Treffen!

 

Bisher sind wir eine Gruppe aus den folgenden Institutionen und Personen:
Flüchtlingsrat MV e.V., Flüchtlingsbeauftragte im Kirchenkreis Mecklenburg, Rechtsanwält*innen, Landesjugendring, Sozialarbeiter*innen der Evangelischen Jugend, Netzwerk Flüchtlinge in Parchim, Rostock hilft, Vertreter*innen des IPPNW und viele Einzelpersonen mit und ohne Fluchtgeschichte.
Nach einer ersten Bestandsaufnahme in Rostock haben wir beim zweiten Treffen in Schwerin Ideen gesammelt, was gemeinsam getan werden kann, um die Öffentlichkeit mehr für das Thema zu sensibilisieren.
Aktuell erhalten Asylsuchende aus Afghanistan immer öfter negative Antworten auf ihre Asylanträge. 2016 liegt die Anerkennungsquote bei unter 50%. Ganz oben steht die Idee: „Afghanistan ist sicher“. Wenn auch nicht überall, so doch zum Beispiel in den Regionen Kabul und Herat. Dort könnten die Asylsuchenden auch „landesintern“ Schutz suchen. Wer aufmerksam Nachrichten liest, weiß, dass dies eine Beschöningung der Realität ist, wie sie dreister kaum sein könnte.
Als zweiten Grund wird herangeführt, dass man sich bei Schutzbedarfen an die afghanische Polizei wenden könne. Von Asylsuchenden hören wir immer wieder, dass dies eine naive Vorstellung aus westlicher Perspektive ist: Korruption, Verbindung zu lokalen Autoritäten, Patriarchat und Rassismus machen demokratische Schutzgesuche bei der Polizei zu Privilegien Weniger. Zudem werden diejenigen, die sich „westlichen“ Sicherheitskräften anschließen, selbst schnell Ziele der Taliban.
Trotz dieser Umstände existiert bereits ein Abkommen zwischen der EU und der afghanischen Regierung, dass die schnellere Abschiebung abgelehnter Asylsuchender erleichtern soll. Die deutsche Regierung arbeitet an dieser Beschleunigung maßgeblich mit. Es ist also zu erwarten, dass in den nächsten Monaten die ersten Flüge nach Afghanistan gehen. Aus anderen europäischen Ländern, wie Norwegen, wird bereits dorthin abgeschoben.
In MV sollten wir uns besonders bewusst sein: Abschiebungen sind menschenunwürdigende, teilweise traumatisierende Ereignisse. Die Abschiebeaktionen auf den Balkan in diesem Sommer haben gezeigt, dass die Behörden immer weniger Gnade walten lassen.
All das und vieles mehr hat uns veranlasst, MV-weite Vernetzungstreffen zu organisieren. Wir wollen nicht tatenlos daneben stehen. Wir wollen gemeinsam mit Betroffenen und verschiedenen Akteur*innen aktiv werden und Unterstützung auch auf politischer Ebene leisten. Deswegen: Kommt zu unseren Treffen. Schreibt uns, wenn Ihr informiert bleiben wollt!
23.11.2016, Rostock– Bestandsaufnahme: Situation afghanischer Asylsuchender in Deutschland
30.11.2016, Schwerin– Aktiv werden: Ideensammlung und Handlungsmöglichkeiten
14.12.2016, Greifswald – Laut sein: Sammlung von gemeinsamen Forderungen des Netzwerks