PRESSEMITTEILUNG VOM 16. DEZEMBER 2011
Dolmetscher-Pool dringend notwendig
Anlässlich des Internationalen Tages der Migranten erklärt der Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern:
Im Dezember 2000 hat die UNO den 18. Dezember als den Internationalen Tag der Migranten ausgerufen. Am 18. Dezember 1990 wurde die Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Migranten und ihrer Familienangehörigen von der UN-Vollversammlung angenommen. Sie ist der primäre internationale Standard mit dem Regierungen ihre nationalen gesetzlichen Schutzmechanismen messen sollten.
Einer der wichtigsten Schutzmechanismen ist die sprachliche Verständigung. Solange beispielsweise Flüchtlinge im Asylverfahren und Geduldete immer noch keinen Anspruch auf die Finanzierung eines Platzes in Sprach- und Integrationskursen haben, wird es aber Verständigungsprobleme geben, bei Behördengängen, in der medizinischen Versorgung, in allen Alltagsbelangen.
Das Integrationskonzept für Mecklenburg-Vorpommern vermerkt auf der Seite 17, dass die Verfügbarkeit von Dolmetschern im Rahmen der Migrationsberatungen ein Problem sei. Nicht selten werde auf die Unterstützung von Familienangehörigen oder Bekannten zurückgegriffen. Die Ergebnisse der Beratungen beziehungsweise Eingriffsmaßnahmen hätten dann oft nicht den erwünschten Effekt.
Eine Lösung wird im Integrationskonzept nicht angeboten.
Ulrike Seemann-Katz, Vorsitzende des Flüchtlingsrates meint dazu: „Es kann nicht angehen, dass schulpflichtige Kinder vormittags – was immer wieder vorkommt – beim Arztbesuch oder Behördengang für die Eltern dolmetschen müssen und ihren Unterricht versäumen. Uns sind auch wirklich schlimme Fälle bekannt geworden, bei denen Kinder die gynäkologische Diagnose der Mutter übersetzen oder die Eltern zur psychotherapeutischen oder Traumabehandlung begleiten sollten bzw. sogar begleitet haben. Zudem sind die jeweiligen Communities nach Sprachraum und Herkunftsländern in Mecklenburg-Vorpommern so klein, dass viele Landsleute einander kennen. Hier kommt es immer wieder entweder zu Verletzungen der Verschwiegenheitspflicht oder zu fehlendem Vertrauen in die Dolmetscher.“
Der Flüchtlingsrat schlägt als eine mögliche Lösung dieser Probleme vor, einen landesweiten Dolmetscherpool anzulegen, der sich aus kommunalen Pools speist. Kommunen, die einen solchen Pool bilden, sollten durch das Sozialministerium Unterstützung erfahren. Dieser Pool käme nicht nur Flüchtlingen, sondern allen Migrantinnen und Migranten in Mecklenburg-Vorpommern zugute. Auch der Tourismus könne davon profitieren. Aufgenommen werden könnten in einen solchen Pool in Form einer Datenbank sowohl beeidigte als auch ehrenamtliche Dolmetscherinnen und Dolmetscher oder auch Migrantinnen und Migranten mit einem „Dolmetsch-Führerschein“.
Mehr Info:
Internationaler Tag der Migranten
Dolmetsch-Führerschein
Integrationskonzept M-V
Die Pressemitteilung als PDF hier: PM Tag der Migranten