Mojtaba und Masoud Sadinam erzählten ihre Geschichte von Flucht und Integration in Deutschland
Fast 200 Gäste besuchten im Rahmen der Interkulturellen Woche 2019 unter dem Motto „Zusammen leben, zusammen wachsen“ die fünfte und letzte Lesereise der Brüder Sadinam in Anklam, Wolgast, Demmin und Greifswald. Allein ins Greifswalder Koeppenhaus kamen am Samstag, den 28. September, über 60 Gäste. Im Runge-Gymnasium in Wolgast kamen Mojtaba und Masoud Sadinam mit 75 Schülerinnen und Schülern ins Gespräch. Die Autoren lasen aus „Unerwünscht. Drei Brüder aus dem Iran lesen ihre deutsche Geschichte“. Ein Buch, deren Ende auf eine Geschichte perfekter Integration hindeutet.
Darin erzählen die Zwillingsbrüder, wie sie als Elfjährige mit ihrer politisch aktiven Mutter und dem neunjährigen Bruder aus dem Iran nach Deutschland flüchten mussten. Das war 1996. Inzwischen haben sie ihr Studium abgeschlossen und sind Unternehmer. Es ist eine Geschichte gelungener Integration, die jedoch nicht ohne Hürden ablief. Hinter diesen Fakten verbirgt sich ein jahrelanger, zermürbender Kampf mit den deutschen Behörden um die Bewilligung des Asylantrags, um das Recht auf Ausbildung und schließlich um die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie haben ihn gewonnen. Mit der Unterstützung vieler Freunde, Lehrer, engagierter Menschen für Geflüchtete und vor allem auch aus eigener Kraft.
Die Zuhörenden waren merklich von den Erlebnissen der Autoren beeindruckt und auch von der Souveränität, mit der die Brüder Sadinam Menschen an ihrem Weg teilhaben lassen. So dauerte die anschließende Fragerunde auch mehr als eine Stunde. Diskutiert wurde, anhand welcher Maßstäbe Behörden handeln sollten, wie Integration funktionieren kann und was ein Leben in jahrelanger Angst vor Abschiebung und dem Verlust der neu gefundenen Heimat für Menschen bedeutet.
Organisiert wurde die Lesereise vom Diakonischen Werk Mecklenburg-Vorpommern e. V. und dem Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern e. V. in Kooperation mit dem Bündnis „Greifswald für alle“, Caritas Regionalzentrum Anklam, Demminer Bürger e.V., Flüchtlingsbeauftragte des pommerschen evangelischen Kirchenkreises, Koeppenhaus Greifswald und dem Runge-Gymnasium Wolgast.